Sex ist ein starker Drang, etwas herauszufinden, nicht nur über den Körper, nicht nur über die andere Person, sondern über alles was verborgen ist.
Osho
Teresa Wittmann ist Yogalehrerin und Mama. Sie hat vor Kurzem einen Workshop gegeben zu dem Thema ‚Yoga for better Sex‘. Daraus entstand die Idee einen Gastartikel für uns zu schreiben. Teresa geht tiefer auf ihre eigene Geschichte über Sex und Yoga ein und erzählt die Ergebnisse ihrer Studie. Am Ende hat sie konkrete Yoga Asanas, die direkte Auswirkungen auf dein Sex Leben haben können, für dich beschrieben.
Disclaimer
Sie erzählt ihre eigene Sicht und persönlichen Erfahrungen aus Sicht einer Frau in einer heterogenen Beziehung. Wir möchten damit niemanden ausschließen.
Viel Spaß beim lesen dieses Artikels!
Wie wir durch Yoga besser auf die eigenen Bedürfnisse hören
Als erstes möchte ich sagen, dass es in diesem Beitrag nicht gezielt darum geht “besseren Sex” zu haben – was bedeutet guter Sex überhaupt? Es geht darum sich als Frau das zu nehmen, was sie selbst möchte und wieder intensiver zu lernen ihren Körper mit all seinen Facetten zu spüren. Yoga und Sex können somit Hand in Hand gehen. Das Problem bei uns und unserer Sexualität ist, dass wir uns oft nicht erlauben uns und unsere Bedürfnisse in den Fokus zu rücken, weil wir nicht egoistisch sein wollen und richten uns zu oft und zu sehr an die Bedürfnisse des Partners. Wir haben Sex obwohl wir gerade nicht wollen und machen oftmals Dinge obwohl wir sie garnicht wollen, das hat zur Folge dass sich eine allgemeine Unlust und Trägheit entwickelt und wir Sex nicht mehr als unbefangen, frei und schön empfinden, so wie es aber eigentlich sein sollte.
Wieso aber stellen wir die Bedürfnisse des Partners über unsere eigenen Bedürfnisse? Das machen wir, weil wir gelernt haben dass es beim Sex darum geht dass Mann auf seine Kosten kommt. Dass wir als Frau die Aufgabe haben unseren Mann glücklich zu machen, in jeglicher Hinsicht. Durch die Pornowelt haben wir noch dazu ein falsches Bild von Sex vermittelt bekommen. Wir wurden geprägt eine Show abzuliefern, statt uns mit uns selbst zu beschäftigen. Stattdessen sieht es im echten Sexualleben ganz anders aus. Mann ist glücklich und sogar noch viel mehr wenn auch Frau glücklich ist. Spaß und Freude hat und es dadurch auch häufiger zum Sex kommt.
Was Männer wollen
In meiner eigenen Studie die ich extra für diesen Beitrag erstellt habe, haben sich 47 Männer beteiligt. Wie passen Yoga und Sex zusammen? 90% der Männer definieren guten Sex, wenn beide auf ihre Kosten kommen, sie die Lust der Frau sehen und spüren können und die Frau auch wirklich dabei Spaß hat. Viele gaben sogar an dass es sie noch viel mehr erregt wenn die Frau den Sex richtig genießen kann und sie ihre Lust klar und deutlich zeigt. Das Bild des Mannes, der Sex hat nur um seinen eigenen Spaß zu haben ist veraltet und entspricht definitiv nicht mehr dem Mann von heute. Viele Klischees rund um die Lust des Mannes sind schlichtweg nicht mehr zutreffend, und trotzdem haben wir aber immer noch das Bild im Kopf – Mann muss glücklich sein, dann bin ich es auch!
Männer mögen es sogar und finden es wahnsinnig anziehend wenn Frau genau weiß was sie möchte und das auch klar kommuniziert. Alle Männer bis auf eine Ausnahme möchten dass ihre Frau sich befriedigt wenn Mann nicht dabei ist. Einfach weil sie darauf stehen dass wir Spaß an unserer Lust haben und genau wissen was wir wollen. Wenn wir uns selbst befriedigen suggerieren wir den Männern. Ich habe Lust. Also hab auch hier kein schlechtes Gewissen. Du darfst dich anfassen und dir selbst schöne Gefühle bereiten. Du betrügst deinen Partner nicht. Im Gegenteil, er steht sogar noch darauf. Auf die Frage was sich Männer mehr von ihrer derzeitigen Partnerin wünschen gaben 80% der Männer mehr Offenheit an. Für mich ebenfalls eine spannende Erfahrung, vor allem dass Männer doch so ähnlich sind und sich die Antworten oft nur minimal unterscheiden. Männer sind also einfach, sie möchten dass wir Spaß haben, uns mit uns selbst beschäftigen, spontan sind und offener über unsere Bedürfnisse sprechen.
Um wieder zurück zu kommen zu uns und zu unseren Bedürfnissen
Ein kleiner Schwank dazu aus meiner eigenen sexuellen Entdeckungsreise. Ich war als Kind immer wahnsinnig begeistert von den Seilen in der Turnhalle und hab es immer geliebt hoch zu klettern. Nicht nur weil ich gerne geklettert bin, das natürlich auch, aber vor allem aus dem Grund weil ich es geliebt habe mich mit den Seilen zu massieren und es mir einfach schöne Gefühle bereitet hat. Geredet habe ich darüber mit niemanden, weil für mich klar war. Ich mache etwas verbotenes, das gehört sich nicht.
Für mich war bereits als Kind klar, dass dieser Bereich schambehaftet ist und dass man darüber nicht sprechen darf oder sollte. Ich komme aus keiner erzkatholischen Familie, aber richtig aufgeklärt wurde ich auch nicht. Meine Mama hat mir nie gezeigt was ich da eigentlich habe, die einzelnen Teile meiner Vulva erklärt und vorallem was ich damit alles tolles machen kann. Das war eben die Scheide. Punkt. Das unsere Scheide aus so vielen Einzelteilen besteht. Aus kleinen und Großen Schamlippen, Scheideneingang, Muttermund und Klitoris. Und sie hat mir auch nicht erzählt, dass unsere Klitoris aus 8000 Nerven besteht, die alleine dazu dienen, uns schöne Gefühle, Lust und Orgasmen zu bereiten. Wie wunderschön!
Ich möchte inspirieren
Stattdessen trage ich dieses Geheimnis 30 Jahre mit mir herum und fange jetzt an darüber zu sprechen um andere Frauen zu inspirieren sich ebenfalls zu öffnen. Wenn wir uns öffnen, lösen wir einen Schalter, wir können mehr über unsere Wünsche sprechen, über das was wir erlebt haben und dass es uns auf eine gewisse Weise geprägt hat. Positiv aber auch in vielerlei Weise negativ. Dass ich mit 6 Jahren meinen ersten Orgasmus hatte war mir damals noch nicht bewusst. Von klein auf habe ich gelernt mir das zu holen was ich gerne möchte. Ich hab es zwar still und heimlich mit mir alleine ausgemacht, aber ich habe es gelernt. Als ich dann aber plötzlich einen Mann vor mir hatte der seine eigenen Bedürfnisse mitbringt wusste ich nicht inwieweit ich meine eigenen Bedürfnisse noch ausleben kann und darf. Und ich kann auch nicht sagen dass ich es gelernt habe. Ich lerne es gerade. Besser gesagt – Ich erlaube mir endlich es herauszufinden.
Und ja, wir dürfen auch darüber sprechen!
Viele fragen sich vielleicht gerade. Schön und gut, aber was sind denn eigentlich meine Bedürfnisse? Wenn man diese Frage nicht klar beantworten kann ist das vollkommen in Ordnung. Nicht jeder beschäftigt sich mit seiner Sexualität. Nicht jeder spricht darüber. Weil es eben immer noch ein sehr schambehaftetes Thema ist und man sich und seinen sexuellen Bedürfnissen keinen Raum gibt. Es geht auch erstmal darum sich auf die Suche zu machen. Herauszufinden, was dir gefällt, was gar nicht. Was wollte ich schon immer mal ausprobieren, welchen Ort beim Sex? Was hat mich aus früheren Filmen, Büchern angeturnt? Welche Hilfsmittel könnten mir dabei helfen?
Ich empfehle hier an dieser Stelle auch die App Femntasy, (Werbung unbezahlt) falls jemand es noch nicht kennt! Eine wunderbare Plattform die erotische Geschichten im Akustik Format anbietet. Das schöne hierbei ist, du konzentrierst dich auf dich und deine eigene Fantasie, nicht die, die dir ein Pornodarsteller vermittelt. Wo sind noch meine Hemmschwellen? Wo sind meine Blockaden? Habe ich vielleicht schon mal ein Trauma erlitten? Ein Trauma auch in dem Sinne – Irgendwann einmal, Ja gesagt zu haben obwohl man eigentlich nein sagen wollte.
Nichtsdestotrotz.. Ich bin fest davon überzeugt, wenn wir wieder mehr in unseren Körper kommen, wenn wir uns wieder mehr Spüren lernen (gerade nach einer Schwangerschaft, Geburt und Stillzeit) wenn wir lernen unseren Körper mehr einzusetzen (z.B. durch gezielte Yoga Asanas) wenn wir wieder lernen unseren Kopf auszuschalten, reagieren wir auch wieder sensibler auf die Berührungen von uns selbst und die unseres Partners.
Der Sex wird freier, entspannter und wir wollen auch wieder mehr
Wir denken nicht an morgen, nicht an gestern, wir genießen den Moment. Und Sex hat vorallem auch viele positive Nebeneffekte, körperlich aber auch psychisch:
Es geht auch nicht immer nur um diesen einen Höhepunkt, um das schnelle zum Ziel kommen. Der Weg ist das Ziel. Es ist ein wunderschönes Gefühl den nackten Körper des anderen zu berühren zu erforschen, den Moment zu genießen, Nähe und Wärme zu spüren. Sex ist nicht immer nur das alleinige Rein und Raus – Orgasmus Mann – Orgasmus Frau – Fertig!! Wie wäre es wenn wir den Sex wieder als Liebe machen betiteln.
LIEBE – MACHEN! Und uns somit den Druck rausnehmen dass alles funktionieren muss.
Yoga kann dir helfen. Nicht nur körperlich, auch mental!
Es gibt gezielte Übungen, die man zum einen gut in die Yogapraxis mit integrieren kann, aber auch wunderbar im Alltag umsetzen kann um mehr Aktivität in unsere Vulva zu bringen. Wenn wir unsere Muskulatur besser anspannen können, werden unsere umliegenden Nerven mehr stimuliert – dadurch sind wir erregter und können noch intensiver Berührungen etc. spüren. Kurzum, der Sex wird intensiver. Auch die Männer profitieren davon. Zum einen weil wir mehr Spaß am Sex durch intensivere Empfindungen spüren, aber auch weil wir die Vagina verkleinern und dadurch mehr spüren. Es kann also passieren dass dein Partner erstmal überfordert ist mit der Enge wenn du lernst dein Becken gezielter einzusetzen und zu schnell zum Orgasmus kommt, aber auch er wird sich daran gewöhnen.
Das Journal of Sexual Medicine hat in dieser Studie festgestellt, dass Frauen die Yoga praktizieren in Durchschnitt einen höheres Verlangen nach Sex haben und bessere Orgasmen erleben. Yoga und Sex funktionieren also parallel.
Auch die Harvard Medical School hat dazu eine Studie mit 40 Frauen im Alter von 22 bis 55 Jahren durchgeführt. Die Forscher haben festgestellt, dass Yoga in diesen 6 Quadranten einen positiven Einfluss auf Sex hat
- Lust
- Stimulation
- Feuchtigkeit
- Orgasmus
- Schmerzreduzierung
- Gesamtzufriedenheit
Fast 75% der Frauen haben angegeben, durch Yoga zufriedener mit ihrem Sex Leben zu sein. Auf der körperlichen Ebene gibt es mehr Ausdauer und Kraft. Auch der Hormonhaushalt wird ins Gleichgewicht gebracht. Dazu werden Blockaden und Stress im Geist beseitigt, die sich negativ auf die Libido auswirken. Und ein netter Nebeneffekt ist natürlich auf die erhöhte Gelenkigkeit des Körper, gerade im Intimbereich, die beim Sex definitiv nicht schaden kann.
Also Yoga alleine ist eben schon mal das beste was man tun kann um besseren Sex zu haben, aber es gibt zudem noch gezielt Asanas die mehr Aktivität in unsere Hüfte bringen lässt.
Yoga und Sex
Lege dir für die folgenden Übungen am besten eine Yogamatte, einen Yogablock und ein Yogabolster bereit.
Kobra
Die Kobra kennt jeder, da sie ein wertvoller Teil des klassischen Sonnengrußes ist. Im Normalfall legen wir uns auf den Bauch und heben unseren Oberkörper an bevor wir wieder in den Herabschauenden Hund zurückkehren. Man kann allerdings auch wunderbar eine Beckenaktivität mit einbauen, indem man das Becken nach vorne schiebt und dadurch die Kraft nicht aus dem unteren Rücken kommt, sondern aus unserer Vulva. Am Anfang etwas ungewohnt, aber nach ein paar mal üben sollte es wie in Fleisch und Blut übergehen.
Schulterbrücke
Auch die Schulterbrücke kann man wunderbar nutzen um die Muskulatur des Beckens zu aktivieren, indem du die Beckenschaukel mit einbaust.
Idealerweise erlaubst du dir hier auch deine Handflächen auf deine Vulva zu legen um die Bewegung des Beckens besser zu spüren. Und wenn du alleine bist darfst du dass auch gerne mit etwas Selbstbefriedigung verbinden.
Schaukle hierfür bei jeder Einatmung das Becken nach oben und aktiviere gleichzeitig deine Muskulatur.
Halte kurz deinen Atem und aktiviere noch ein Stück mehr, als würdest du etwas zwischen dir festhalten wollen. (Ein Finger in dir zeigt dir wie sehr du gerade aktivierst)
Atme aus und lasse dein Becken bewusst los und entspannt.
Wiederhole den Vorgang solange es für dich geht. Am Anfang kann es noch etwas anstrengend sein und du stellst fest dass du nicht mehr kannst, dann hab Geduld. Übe einfach täglich und mache jedes mal ein paar Wiederholungen mehr.
Bogen
Im Bogen können wir ebenfalls wunderbar unser Becken aktivieren. Schaue hier dass du die Aktivität des unteren Rückens rausnimmst, und stattdessen die Aktivität auf dein Becken lenkst. Spürst du nun ein kleines Kribbeln im Schambein weißt du dass du aktiv bist, denn deine Klitoris ist nun ganz eng am Boden und wird dadurch erregt. Für eine entspannte Yin Version der Übung kannst du deinen oberen Bauch auf einem Bolster ablegen.
Taube (Yin Yoga)
Die Taube ist eine wunderbare Übung die ich ich im Yin Yoga Stil üben würde.
Lege dir ein Bolster unter dein Knie. Flexe deinen Fuß und lege dich entspannt für ca. 2-3 Minuten nach unten. Die Dehnung kann am Anfang sehr intensiv sein, wird aber nach ein paar Atemzügen leichter werden. Deinen Kopf kannst du auf einen Yoga Block ablegen.
Durch die intensive Dehnung in der Taube bringst du mehr Weite und Geschmeidigkeit in deinen Hüftbereich.
Happy Baby
Eine wunderbare entspannte Asana die Weite, Öffnung und uns ein Loslassen bringt..
Wir können uns hier bewusst im Loslassen üben und uns frei fühlen. Zur Anspannung gehört auch das bewusste Loslassen. Wenn wir uns zu sehr auf das Aktivieren konzentrieren vergessen wir das loslassen, auch das ist wichtig beim Sex.
Nadelöhr
Das Nadelöhr bringt uns ebenfalls Dehnung und Weite in unseren Hüftbereich. Ähnlicher Effekt wie die Taube, nur dass wir hier auf dem Rücken liegen.
Und außerhalb deiner Yogapraxis…
kannst du auch viel für deine Muskulatur in deinem Beckenboden tun.
- Aktiviere z.B. einfach mal beim Gurkenschneiden deine Vulva.
- Rolle hier das Becken nach vorne. Aktiviere es und lass es bewusst wieder fallen.
- Gehe bewusst in die Hocke wenn du etwas aufhebst, statt dich zu bücken, das aktiviert deine Muskulatur im Beckenboden, und belastet zugleich deinen Rücken nicht unnötig. Win-Win Situation.
- Arbeite mit einem Yoni Ei.
Hier siehst du wie aktiv du bist und wirst im Alltag auch daran erinnert deine Vulva zu aktivieren. Lässt du los, rutscht das Ei nach unten. Spannst du an, bleibt es drin. Du kannst auch deine regelmäßige Yogapraxis durch die Anwendung des Yoni-Eis ergänzen, was zu einer bewussten Stärkung der Beckenbodenmuskulatur führt. Eine halbe Stunde Yoga mit einem Ei ist viel effektiver, als wenn man den ganzen Tag ein Ei trägt. Wenn du ein Anfänger in der Praxis mit dem Yoni Ei bist, verwende sie zu Beginn nur in einigen entspannenden Asanas wie der Liegenden Banane, der Totenstellung oder Supta Baddha Konasana (Schmetterling). Bei Michaela Hering kannst du mehr über die verschiedenen Vorteile das Yoni Eis erfahren und es dir ggf. auch direkt bestellen (Unbezahlte Werbung).
Auf dem hejhej Instagram Kanal findest du passend dazu kostenlose Übungen (unter Videos) um deinen Beckenboden zu aktivieren, zu entspannen und zu stärken.
Kurzum. Erlaube dir also dich mit dir, deiner Lust, deinen Bedürfnissen und deiner Sexualtiät zu beschäftigen, dann wirst du irgendwann herausfinden, was für dich guter Sex ist und wieder mehr Freude und Leichtigkeit empfinden. Rede darüber, offen und ehrlich. Yoga aber auch Meditation, werden dir dabei eine große Hilfe sein.
Alles Liebe.
Deine Teresa
Instagram: @pinch.of.om
Website: www.pinchofom.de
Wir danken Teresa für diesen schönen und wertvollen Beitrag! Sie praktiziert auf der eher hellen hejhej-mat. Auch den hejhej-bloster und hejhej-block können wir für die beschriebene Yoga Praxis sehr empfehlen.
Auf unserem Youtube Kanal findest du viele hochwertige Videos, mit denen du ganz einfach und kostenlos deine Yoga Praxis ausbauen kannst. Probier doch direkt mal den Joyful Vinyasa Flow 30 minutes (in Englisch) aus!
Quellenangaben: Buch Pussy Yoga – Coco Berlin